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Die Unterirdischen Städte Kappadokiens

Kaymaklý | Derinkuyu | Mazý | Tatlarin | Özkonak | Özlüce

underground-cities_s.jpg (6404 bytes)Eine der interessantesten und kulturell reichsten Seiten Kappadokiens sind die 150 bis 200 unterschiedlich grossen unterirdischen Siedlungen. In Kappadokien mit seiner Fläche von 25.000 qkm liegen so gut wie alle heutigen Siedlungen über mehr oder weniger ausgehöhltem Grund oder inmitten von Felsenhöhlen. Die Zahl der unterirdischen Siedlungen könnte also noch steigen.

Die unterirdischen Siedlungen sind Stockwerk für Stockwerk nach unten erweitert worden. Über die Art der Werkzeuge, die dafür benutzt wurden, oder über andere technische Hilfsmittel lassen sich nur Vermutungen anstellen.

Einige der unterirdischen Städte konnten bis zu 30.000 Menschen aufnehmen, eine für damalige Zeiten sehr hohe Zahl. Man kann diese grossen Siedlungen also ruhigen Gewissens als Stadt bezeichnen.

Kappadokien wurde in alten Zeiten überdurchschnittlich oft von feindlichen und eroberungswütigen Heeren und Horden heimgesucht. Die Bewohner haben deshalb damit begonnen, unter ihren Häusern Schutz- und Vorratsräume für sich und ihren Viehbestand anzulegen, die sie zum Teil noch heute zwar nicht mehr als Verstecke, aber als Lager- und Vorratsräume benutzen. Der Zugang zu diesen unterirdischen Räumen liegt meistens im Innenhof des Hauses.

Der Bedarf an Verstecken wurde im Laufe der Jahrhunderte immer stärker, da immer mehr Menschen danach suchten, und wurden die unterirdischen Anlagen sowohl vertikal als auch horizontal immer grösser, tiefer und komplexer.

Strukturelle Besonderheiten

b2_s.jpg (9747 bytes)Die Hunderte von Räumen einer unterirdischen Stadt sind durch ein wahres Labyrinth von Tunneln und Galerien untereinander verbunden, die schmal und niedrig sind. Dadurch sollte das Vordringen feindlich gesinnter Angreifer erschwert werden. In den Wänden der Tunnel befinden sich kleine Nischen, in die Kerzen und Öllämpchen gestellt wurden. Die Lämpchen wurden mit goldgelbem Leinsamenöl gespeist, das mit grosser Wahrscheinlichkeit über der Erde hergestellt wurde, da bisher noch in keiner der unterirdischen Anlagen eine Einrichtung zur Herstellung von Leinsamenöl gefunden werden konnte. Die von Etage zu Etage führenden Tunnel wurden bei Gefahr mit grossen runden Steinscheiben verschlossen und konnten nur von innen geöffnet werden. Diese Rolltüren haben einen Durchmesser von 150 bis 200 cm, in der Mitte eine Öffnung, eine Dicke von 30 bis 50 cm, ein Gewicht von 200 bis 500 kg und wurden bis auf wenige Ausnahmen in den unterirdischen Städten hergestellt, was sich an der Beschaffenheit des Steins ablesen lässt. Die Öffnung in der Mitte diente zur Beobachtung, bot aber auch die Möglichkeit, einen Pfeil auf den Feind abzuschiessen, ihm siedendes Öl entgegenzuspritzen oder Steine auf ihn zu schleudern. Die wenigen Holztüren mit zwei oder drei Riegeln in unterirdischen Städten waren Räumen von besonderer Bedeutung vorbehalten.

In der unterirdischen Stadt Özkonak sind neben den Steintüren in die Wände Löcher gebohrt, die denselben Sinn haben wie die Öffnungen in der Mitte der Steintüren. Eine weitere Verteidigungsmöglichkeit waren von weitem nicht zu erkennende, 200 bis 300 cm tiefe Löcher in den Tunneln, in die die Angreifer stürzen mussten.

In den unterirdischen Städten ist die oberste Etage im allgemeinen die älteste. Meistens waren hier die Tiere untergebracht, da es ziemlich schwierig gewesen sein dürfte, sie die langen engen Gänge hinab in die unteren Etagen zu manövrieren. In den ziemlich grob behauenen Wänden in den oberen Etagen befinden sich im unteren Wandabschnitt Aushöhlungen für das Tierfutter mit je einem Loch, durch das der Strick zum Anbinden des Tieres gezogen wurde.

In den sowohl im Sommer als auch im Winter temperierten oberen Etagen waren im allgemeinen auch die Vorratslager, Entsaftungspressen und Küchen untergebracht, was natürlich auch den Transport erleichterte. Die Anzahl der Küchen, verglichen mit der Anzahl der privaten Räume, beweist, dass sich mehrere Familie eine Küche teilen mussten. In den Küchen sind die heute noch im ländlichen Kappadokien gebräuchlichen Erdöfen, tandýr, eingelassen.

An den Rändern der Küchenräume befinden sich Aushöhlungen, in die die tönernen Vorratskrüge für verschiedene Getreide, Gemüse und Saft in Reih und Glied gesetzt wurden. Diese Krüge werden ebenfalls noch heute hergestellt.

Die Kommunikation zwischen den einzelnen Etagen fand mittels kleiner Löcher von 5 bis 10 cm Durchmesser, die jeweils in eine Ecke der Decke und in die darunterliegende Ecke des Fussbodens gebohrt waren, statt. Damit wurden umständliche und zeitraubende Wege durch die langen Tunnel vermieden, und im Falle eines Überfalls konnten sämtliche Bewohner schnellstens benachrichtigt werden und Verteidigungsmassnahmen ergreifen. Wie die Toilettenfrage geregelt wurde, ist noch nicht geklärt, da in keiner unterirdischen Stadt mit Ausnahme von Tatlarin und Güzelyurt (Gelveri) eine entsprechende Einrichtung gefunden wurde. Auch, ob die in den unterirdischen Städten gefundenen Gräber allen Einwohnern der Stadt oder nur der Geistlichkeit oder führenden Persönlichkeiten galten, steht bis auf wenige Ausnahmen nicht fest.

Das Belüftungssystem einer unterirdischen Stadt diente in einigen Fällen zugleich als Kommunikationssystem, oft sogar führten Rohre hindurch und schufen damit die Wasserversorgung. Im letzteren Fall konnten die Rohre an der Erdoberfläche verschlossen werden, um Angreifern keine Gelegenheit zu geben, das Wasser zu vergiften. Wie weit die unterirdischen Siedlungen durch Tunnel miteinander verbunden waren, ist noch nicht geklärt.

Geschichte

In welcher Beziehung die Menschen in der vorgeschichtlichen Zeit zu den unterirdischen Höhlen standen, weiss man nicht. Prähistorische Siedlungsspuren sind bisher nicht gefunden worden. Mit ziemlicher Sicherheit werden sie jedoch einige Höhlen bewohnt haben. Siedlungsspuren aus der Mittleren und Späten Bronzezeit, Felsenreliefs und Inschriften sind häufig anzutreffen. Tunnel, die den meisterhaft gebauten Verteidigungstunneln der Hethiter gleichen, wurden freigelegt. Für diese Tunnel ist charakteristisch, dass sie im Bogen zum Ausgangspunkt zurückführten, die Verteidiger also den Angreifern in den Rücken fallen konnten. Es liegt also durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen, dass die Hethiter sich auch an der Gestaltung der unterirdischen Städte beteiligt haben. Hier liegt der Gedanke nahe, dass eine derartige Mitbeteiligung nur aus strategischen Gründen stattgefunden haben dürfte, da irgendwelche hethitischen Siedlungsspuren in den unterirdischen Städten bis anhin noch nicht gefunden wurden. Das will jedoch auch nichts besagen, da es sich im Laufe der ganzen Geschichte immer wieder erwiesen hat, dass eine nachfolgende Kultur sämtliche Spuren der vorhergehenden brutal ausgelöscht oder auch schlicht in ihrer eigenen Kultur mit verarbeitet hat. Hethitische Hinterlassenschaften über der Erde findet man in ganz Kappadokien. Ein zwingender Grund, weshalb die Hethiter keine Höhlen hätten einhauen sollen, wäre allenfalls der, dass bereits genügend vorhanden gewesen sind. Bei Topada (Aðýllý) und Sivasa liegen unterirdische Siedlungen direkt neben den überirdischen hethitischen Felsenreliefs und -inschriften.

Im Raum Nevþehir liegen römische Felsengräber direkt neben den unterirdischen Städten und zwar über einen weiten Raum verteilt. Die in die Nischen eingehauenen steinernen Kline (Ruhebetten) in den Grabkammern gleichen genau jenen, die in den unterirdischen Städten zu sehen sind. Das bedeutet, dass das Volk zur Zeit der Römer am Ausbau der unterirdischen Siedlungen weitergearbeitet hat, was sich jedoch bis anhin durch irgendwelche Funde nicht endgültig belegen liess. Alle bisherigen Funde stammen aus dem 5. bis 10. Jahrhundert unter byzantinischer Herrschaft. Die Anzahl der unterirdischen Siedlungen, die religiösen Zwecken dienten und vor Verfolgern schützten, ist in diesem Zeitraum gestiegen.

Gegen die im 7. Jahrhundert beginnenden Überfälle der Araber und Sassaniden hat sich die christliche Gemeinde in den unterirdischen Städten mit den grossen Steinscheiben zum Verschliessen der Tunnel geschützt. Die Angreifer, wohl wissend, dass ihnen seitens der Bewohner der unterirdischen Städte erbitterter Widerstand droht, bemühten sich im Gegenzug, soviel Wasser wie möglich zu vergiften, um die Bewohner zu zwingen, an die Erdoberfläche zu kommen.

Man nimmt an, dass auch die Seldschuken von den unterirdischen Siedlungen sowohl für militärische als auch für zivile Zwecke profitiert haben. Seldschukische Karawansereien in Kappadokien sind etwa 5 bis 10 km von unterirdischen Siedlungen entfernt, siehe Dolayhan - Til, Sarýhan - Özkonak oder Aðzýkarahan - Pinarbaþý (Geyval).

Die älteste schriftliche Quelle zu den unterirdischen Siedlungen findet sich in Anabasis von Xenophon. Er schrieb, die Menschen in Anatolien und im Kaukasus hätten ihre Wohnungen unter der Erde ausgehöhlt, die durch Vorräume miteinander verbunden gewesen sein. Xenophon hat im 4. Jahrhundert v.d.Z. gelebt. Damit steht also fest, dass zu jener Zeit Menschen in Kappadokien in unterirdischen Siedlungen gewohnt haben.

Die erste seriöse Untersuchung stammt von dem Deutschen Martin Urban, der in den Jahren 1960 -1970 in Kappadokien geforscht hat und die früheste Besiedlung der unterirdischen Städte auf das achte oder siebte Jahrhundert v.d.Z. datiert.

Diese Datierung schliesst eine Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit trotzdem nicht aus. Der Mensch aus dem Neolithikum und gegen Ende des Paläolithikums konnte hervorragend mit dem Stein umgehen. Eine Bearbeitung des nachgiebigen Tuffgesteins wäre für ihn überhaupt kein Problem gewesen. Ausserdem, wie schon erwähnt, hat jede neue Kultur, die sich niederliess, möglichst alle Spuren der vorherigen ausgelöscht. Es muss jedoch noch einmal betont werden, dass die intensivste Nutzung und Ausbreitung der unterirdischen Städte zur Zeit der byzantinischen Herrschaft stattgefunden

 
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